Die Pille

Die Pille

Die Pille schützt uns nicht nur von einer ungewollten Schwangerschaft, sie bringt leider auch Nebenwirkungen mit sich.

Ich kann mich erinnern, als ich mit 16 Jahren die Pille nehmen wollte, weil alle sie nahmen und es irgendwie auch ‘cool’ war. Ich ging also bei der Frauenärztin zur Verschreibung des Rezepts vorbei. Sie fragte mich, ob ich rauche. Als ich jene Frage mit nein beantwortet hatte, wollte sie wissen, ob ich eine Präferenz bezüglich der Marke hätte und ich meinte, dass zwei meiner Freundinnen die Yasmin nähmen. Sie fand dies eine gute Wahl und stellte mir ohne weitere Fragen ein Rezept aus.

Rückblickend betrachtet, finde ich es ziemlich fahrlässig, die Pille einfach so, ohne genauere Abklärungen zum gesundheitlichen Zustand oder den wahren Gründen für eine Einnahme, zu verschreiben. Ohne Aufklärung darüber, wie sonst noch verhütet werden könnte und was die Pille im Körper eigentlich genau bewirkt.

Als ich 11 Jahre später die Pille wieder absetzen wollte -nottabene mittlerweile bei einer anderen Frauenärztin- wollte jene von mir wissen, ob ich mir sicher sei. Die Pille abzusetzen sei mit sehr vielen Nebenwirkungen verbunden, vor denen mich die Pille nun jahrelang geschützt habe. Schlechte Haut, eine stärkere Regel und Stimmungsschwankungen könnten auf mich zukommen. Zudem seien andere Verhütungsmethoden nicht mit der Sicherheit der Pille zu vergleichen. Die Pille sei doch so praktisch und ich hätte ja auch nie Nebenwirkungen gehabt. Oberflächlich betrachtet stimmte dies. Doch hätte ich damals gewusst, was die Pille im Innern des Körpers alles verändern kann, hätte ich mir die Einnahme über Jahre hinweg definitiv zwei Mal überlegt.

Aber wie Mädchen in der Pubertät so sind, klang für mich eine reine Haut, eine regelmässige und planbare Periode, sorgloser Geschlechtsverkehr, evtl. sogar noch grössere Brüste nach einem super Deal.

Als ich nach Absetzen der Pille unter Pickeln an Hals und Kinn, sowie starkem Haarausfall litt, und bei einer wieder neuen Frauenärztin fragte, ob es nebst Mönchspfeffer etwas natürliches gebe um den Hormonhaushalt wieder einzupendeln, erklärte mir jene Frauenärztin, dass die Symptome nach 6 Monaten manchmal von alleine verschwinden würden, manchmal aber auch nicht. Unterstützen könne ich dies nicht, ich solle einfach abwarten. Die Pille sei ausgleichend für unseren Hormonhaushalt und helfe uns Frauen oftmals. Es könnte sein, dass ich für immer unter diesen Symptomen leiden werde, weil meine Haut halt einfach zu Unreinheiten neige, ohne hormonelle Unterstützung einer bspw. Pille.

Wenn ich aber kein orales Kontrazeptiva mehr verwenden möchte, könne sie mir die Hormonspirale empfehlen. Die Hormone wirken entgegen der Pille nur lokal und hätten so keinerlei Auswirkungen auf das Gemüt etc. Auf meine Frage hin, wie sie sich denn erklärt, dass Freundinnen von mir, welche die Spirale tragen, unter extremen Stimmungsschwankungen und Libidoverlust leiden, meinte sie, dass es viele Frauen gebe, die einfach unglücklich und launisch seien und eine Ausrede für ihr Befinden suchen. Die Spirale hätte aber absolut keinen Einfluss darauf. Es sei sogar umgekehrt. Die Spirale komme uns entgegen mit einer milderen oder gar keiner Periode und einem konstanten Hormonspiegel. Nachteile gebe es keine.

Nach jenem Gespräch habe ich erneut Frauenarzt gewechselt.

Warum ich diese ganze Geschichte erzähle?

Einerseits weil es einfach wahnsinnig schwierig ist, einen guten (Frauen)arzt zu finden, bei dem man sich wohl und ernst genommen fühlt. Aber auch um zu versinnbildlichen, dass holistische Gesundheit leider für sehr viele Ärzte noch immer ein Fremdwort ist. 

Denn um etwas klar zu stellen: man kann nach Absetzen der Pille seine Hormone sehr wohl durch Ernährung oder andere natürliche Ergänzungsmittel schneller wieder einpendeln. Dies konnte ich, nachdem ich die Aussage meiner damaligen Frauenärztin ignoriert hatte, an mir selbst erfahren. Ich bin der Überzeugung, dass nicht einfach gewisse Frauen dazu verdammt sind, schlechte Haut oder andere hormonbedingte Leiden zu erdulden, sondern dass wir mit unserem Lebensstil sehr viel verändern können.

Zurück zur Pille; ich möchte ihr nicht absprechen, dass sie das Frau-Sein revolutioniert hat. Sie hat uns Selbstbestimmung gebracht darüber wann und ob wir Kinder haben möchten.

Und uns so auf dem Arbeitsmarkt erstmals ansatzweise zur Gleichberechtigung verholfen.

Je mehr Studien zur Pille jedoch getätigt werden, desto mehr müssen wir leider auch einsehen wie stark sie unseren Körper durcheinanderbringt.

Die Pille wird oftmals als Lösung angeboten, sei dies bei unreiner Haut, Regelschmerzen oder Endometriose. Die Pille ist jedoch keine Lösung, sondern nur ein Mittel zur Symptomunterdrückung und deshalb sollte in jedem Fall gut abgewogen werden ob sich eine Einnahme lohnt.

Wenn der Leidensdruck einer Frau an eben genannten Symptomen gross ist und mit alternativen Wegen wie Ernährung, Vermeidung endokriner Disruptoren(mehr dazu bald in einem separaten Text) oder Stressbewältigung etc. keine Erfolge erzielt werden konnten. Oder die Frau den Aufwand einer Anpassung des Lebensstils nicht auf sich nehmen kann oder möchte, kann die Verschreibung der Pille durchaus Sinn machen.

Ebenso, wenn eine Frau die Pille als Verhütung angenehm findet und aus eigenen Stücken heraus, trotz Aufklärung über alle möglichen Nebenwirkungen, sich dafür entscheidet.

Wenn aber vom Frauenarzt/der Frauenärztin die Pille allen anderen Verhütungsvarianten voraus empfohlen wird und nicht darüber aufgeklärt wird, welchen Einfluss die Pille auf die Stimmung, das Darmmikrobiom und die Hormone im Allgemeinen hat, finde ich dies schlichtweg fahrlässig.

Erstens ist die Gefahr für Depressionen durch die Pille besonders in der Pubertät erhöht, wie eine Studie von der Universität in Uppsala aufzeigt. Laut der Studie, in welcher 250’000 Frauen analysiert wurden, erhöht die Pille im Teenageralter(U20) das Depressionsrisiko um 130%. Selbst nach Absetzen der Pille, bleibt das Risiko für depressive Symptome erhöht. Bei der Einnahme der Pille im Erwachsenenalter erhöht sich das Depressionsrisiko um 92%.

Wie die Pille zu Depressionen führen kann, bleibt noch ungeklärt.

Einerseits könnte das, durch die Pille dezimierte, Darmmikrobiom ein Faktor sein. In diversen Studien zur Darm-Hirn-Verbindung konnte ein geschwächtes Darmmikrobiom mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.

Ebenfalls haben Frauen, die die Pille einnehmen, oftmals niedrigere Werte folgender Vitamine und Nährstoffe:

 

B-Vitamine sind für unseren Stoffwechselprozess unentbehrlich.

B2 findet sich bspw. in Milch, Fleisch, Fisch, Vollkorn und Getreidekeimen

B6 bspw. in Fisch, Fleisch, Kartoffeln, Avocado

B9 bspw. in grünem Blattgemüse, Tomaten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkorn

B12 findet sich in den meisten tierischen Lebensmitteln und in den Algensorten Nori, Chlorella und Seegras

Vitamin C ist ebenfalls zuständig für viele Stoffwechselreaktionen, sowie beteiligt am Aufbau von Bindegewebe, Knochen, Knorpeln etc.

Ich persönlich merke Vitamin C-Mangel vor allem, wenn kleine Wunden/Pickel länger zum heilen brauchen.

Zu finden ist Vitamin C in Brokkoli, Gemüsepaprika, Sanddorn, Petersilie, Zitrusfrüchten.

Vitamin E hat die Aufgabe unsere Zellen und Gefässe zu schützen. Es fängt Radikale ab, welche die Körperzellen angreifen wollen.

Zu finden ist Vitamin E z.B. in Weizenkeimöl, Nüssen und grünem Gemüse

 

Magnesium ist beteiligt am Aufbau von Knochen und Zähnen, sowie notwendig für eine normale Muskel- und Nervenfunktion.

Ich bemerke einen Magnesiummangel sofort, wenn entweder meine Muskeln zucken, ich Krämpfe vor/bei der Periode habe. Wenn ich zudem über Tage hinweg schlechter schlafe, weiss ich, dass es an der Zeit ist, mein Magnesiumdepot wieder aufzufüllen.

Magnesium findet sich bspw. in Brokkoli, Vollkorn, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Kürbis- und Sonnenblumenkernen

Selen trägt zur normalen Funktion des Immunsystems und der Schilddrüsenfunktion bei. Ebenfalls hilft es dabei, unsere Zellen zu schützen.

Selen findet sich vorallem in Bio-Lebensmitteln, da die Bodenbeschaffenheit eine enorme Rolle für den Selengehalt spielt. Produkte wie Hülsenfrüchte, Spargel, Brokkoli, Pilze, Zwiebeln können reich an Selen sein. 

 

Zink ist an sehr vielen Prozessen im Körper beteiligt. Vor allem aber am Zellwachstum und der Wundheilung, weshalb Zink für eine schöne, gesunde Haut unerlässlich ist. Ebenfalls für ein gesundes Immunsystem brauchen wir Zink.

Zink findet sich bspw. in Austern, Sojabohnen, Haferflocken, Kernen, Erdnüssen und Kakao.

Über Vitamin D, das eigentlich ein Hormon ist könnte ein ganzer Text geschrieben werden. Deshalb hier die wichtigsten Punkte in Kürze zusammengefasst:

Vitamin D fungiert als Schlüsselhormon bei etlichen Prozessen im Körper. Bekannt ist, dass es bei der Knochenmineralisierung eine tragende Rolle spielt. Ebenfalls ist es aber wichtig, für ein starkes Immunsystem, ein gesundes Nervensystem, die Muskulatur, einen ausgeglichenen Hormonhaushalt und somit die Psyche.

Fehlt es an Vitamin D, begünstigt dies unteranderem Osteoporose, Erkältungen, Atemwegsinfekte, Allergien, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Multiple Sklerose, Hashimoto, Demenz, Depressionen, Schilddrüsenerkrankungen und vieles mehr.

Ein gesunder Vitamin D-Spiegel verringert das Risiko für Krebs, wirkt Allergieschüben entgegen und hilft sogar bei Autoimmunerkrankungen.

Bei vielen Menschen mit den diversesten Krankheiten wird ein zu tiefer Vitamin D-Spiegel festgestellt, was zu der These führt, dass Vitamin D eine überaus wichtige Rolle für unsere allgemeine Gesundheit spielt.

Darüber wieviel Vitamin D wir denn benötigen, streiten sich die Geister. Während die Schulmedizin von 600-800 Einheiten pro Tag ausgehen, empfehlen viele Naturheilpraktiker und alternative Ärzte bis zu 4000 Einheiten am Tag.

Worüber sich jedoch alle einig sind ist, dass über eine Milliarde Menschen an einem Vitamin D Mangel leiden.

Da Vitamin D nur bedingt durch die Ernährung aufgenommen werden kann und zu 80-90% von unserem Körper über die Sonne hergestellt werden muss, sind von einem Mangel besonders folgende Menschen betroffen:

-Menschen, die viel Zeit drinnen verbringen

-Menschen mit dunkler Hautfarbe -besonders wenn sie in der nördlichen Hemisphäre leben, da ihre Haut weniger UV-Strahlung durchlässt

-Menschen, die nur bedeckt, mit sehr hohem UV-Schutz oder gar nicht an die Sonne gehen

Auch wenn eine übermässige Sonnenexposition zu Hautkrebs führen kann, sollten wir das Gesicht, die Hände und Arme von Zeit zu Zeit (ca. 25% der Eigenschutzzeit) ungeschützt der Sonne aussetzen um eine gesunde Vitamin D-Produktion zu unterstützen.

Wenn wir unseren Vitamin D-Spiegel zusätzlich durch die Ernährung unterstützen wollen, empfiehlt sich fetter Fisch wie Lachs, Aal, Hering und Pilze wie Champignons, Pfifferlinge und Steinpilze.

Besonders über die Wintermonate kann auch eine Supplementierung in Betracht gezogen werden.

Fazit

Man geht davon aus, dass die Pille für den Nährstoffmangel verantwortlich sein könnte, weswegen eine Supplementierung von Nahrungsergänzungsmitteln während Pilleneinnahme sinnvoll sein kann. Denn ein Nährstoffmangel kann ebenfalls zu depressiven Symptomen führen.

Dazu, wieso Mädchen in der Pubertät mehr betroffen sind, gibt es ebenfalls nur Hypothesen. Allen voran, geht man davon aus, dass wenn das Gehirn noch nicht vollständig entwickelt ist, es sensibler auf die Zufuhr von Sexualhormonen reagiert.

Ebenfalls konnte eine Studie aufzeigen, dass Mädchen in der Pubertät, welche die Pille einnehmen eine schlechtere Reaktion und Verarbeitung von Cortisol haben, was bedeutet, dass sie Stress weniger gut abbauen können und dies so evtl. zu depressiven Verstimmungen führen kann.

Auch wenn das Wieso, Weshalb und die Korrelation noch nicht vollständig geklärt sind, sind es leider Fakten, dass mehr Frauen, welche die Pille einnehmen, an Depressionen leiden, als Frauen, welche die Pille nicht nehmen. Und dass besonders Jugendliche davon betroffen sind.

Ebenfalls ist es ein Fakt, dass viele Frauen, welche die Pille einnehmen an Nährstoffmangel und einem geschwächten Darmmikrobiom leiden.

Die Pille kann auch zu hormonbedingten Hautveränderungen führen, wie bspw. Melasma (welches ansonsten vorallem in der Schwangerschaft auftritt).

Bekanntere Komplikationen wie Thrombosen und Embolien treten vorallem bei Raucherinnen, welche die Pille nehmen, auf.

Die gängigsten, weniger schlimmen Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Libidoverlust, Schwindel oder Spannen der Brüste.

 

Vielleicht nimmst du die Pille und hast dir noch nie darüber Gedanken gemacht, dass deine Verdauungsprobleme oder deine Stimmungsschwankungen von der Pille kommen könnten.

Es kann auch sein, dass dein Körper jahrelang gut auf die zugeführten Hormone reagiert hat, du dann aber plötzlich Probleme bekommen hast, die du nicht mit der Pille in Verbindung gebracht hast -da du jene ja schon genommen hast, bevor die Symptome aufgetreten sind. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir ein organisches System sind, welches sich vielleicht über Jahre hinweg selbst regulieren kann, plötzlich aber nicht mehr mit dem ganzen angesammelten ‘Müll’ zurecht kommt und zu reagieren beginnt.

 

Wenn du die Pille nimmst und sie nicht absetzen möchtest, ist es wichtig, immer wieder eine Standortanalyse über dein Wohlbefinden zu machen und mit einer guten Ernährung(evtl. Supplementierung) deinen Körper zu unterstützen.

Ich ermutige dich zudem dazu, auch bei scheinbar unzusammenhängenden Leiden die Pille als Auslöser in Betracht zu ziehen, selbst wenn die Frauenärztin meint, dass unmöglich ein Zusammenhang bestehen könne. Ich kann leider aus eigener Erfahrung berichten, dass Ärzte im Allgemeinen manchmal einfach ignorant sind, was holistische Zusammenhänge betrifft und das eigene Bauchgefühl oftmals recht hat. 

Die Pille ist eine praktische und sichere Verhütungsmethode, die Periode ist kürzer und weniger stark und kann zudem geplant, übersprungen und hinausgezögert werden. Hautunreinheiten und Schmerzen können verschwinden.

Vor einer Einnahme sollten aber unbedingt alle Vor- und Nachteile abgewogen und eruiert werden, ob die Pilleneinnahme im persönlichen Fall Sinn macht.

Interessiert dich dieses Thema, empfehle ich folgende Bücher:

Dr. Aviva Romm- Hormone intelligence

Alisa Vitti- in the FLO

Alisa Vitti- Woman Code